Diskussionsabend des CDU-Gesundheitspolitischen Arbeitskreises zur NRW-Krankenhausreform

24.10.2022

Hoffnung auf eine konstruktive regionale Lösung
Das Beratungsverfahren für die NRW-Krankenhausreform hat Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Gang gesetzt. Nach dem abgestimmten Zeitplan sollten die Bezirksregierungen am 17. Oktober Krankenhäuser und Krankenkassen zu Verhandlungen über regionale Planungskonzepte auffordern. „Die Post ist tatsächlich angekommen“, bestätigten die vier Geschäftsführer der Krankenhäuser in Siegen. Dr. Josef Rosenbauer (Diakonieklinikum Jung-Stilling), Hans-Jürgen Winkelmann (Marien-Krankenhaus), Ingo Fölsing (Klinikum Siegen) und Carsten Jochum (DRK-Kinderklinik). Sie standen dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CDU Siegen-Wittgenstein zum Gespräch zur Verfügung.
„Die Krankenhäuser zählen zur wesentlichen Daseinsvorsorge. Deshalb sind wir sehr interessiert, wie die Landschaft der stationären medizinischen Versorgung in unserem Kernraum demnächst aussehen wird,“ erläuterte GPA-Vorsitzender Bernd Ginsberg bei seiner Begrüßung.
Dass es bei der Krankenhausplanung wahrlich nicht um „Überschriften“, sondern um tiefreichende Details geht, stellte Thomas Löw vom Medizin-Management des Klinikums Siegen in einem Impulsvortrag dar. Es gehe nicht mehr wie bislang um „Bettenzahlen“, verhandelt werde um 32 Leistungsbereiche, die wiederum in 64 Leistungsgruppen unterteilt sind. Wenn es um diese Teilbereiche gehe, stoße man jedoch noch auf eine Reihe von Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten.
Anke Fuchs-Dreisbach, CDU-MdL, stellte das Reform-Vorhaben als „ambitioniertes und innovatives Anliegen“ des Landes dar: „Es geht um eine nachhaltige Stärkung der Krankenhauslandschaft durch bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. Qualitätssicherung durch ausreichende gebündelte Erfahrungen in den Kliniken sei das Ziel.“ Basis dafür sei eine Optimierung in Grund- und Spezialversorgung. Das Kriterium „Wohnortnähe“ sei gesetzt.
Krankenhäuser wie Krankenkassen hatten einvernehmlich gefordert, dass für anstehende Veränderungsprozesse auch Finanzmittel zur Verfügung stehen müssten. Auf Nachfrage von Bernd Brandemann, Mitglied im Kreisgesundheitsausschuss, der die Moderation leitete, bestätigte Anke Fuchs-Dreisbach, die auch dem Landtags-Gesundheitsausschuss angehört, dass derzeit in Düsseldorf natürlich auch die Notwendigkeit gesehen werde, einen finanziellen Beitrag zur Umsetzung der Krankenhausreform zu leisten.
Mit großem Aufwand bereiten sich die Krankenhäuser auf die Reform-Verhandlungen vor. Eine kleine Ausnahme bildet die Kinderklinik: „Wir stehen nicht wie die ‚Erwachsenenhäuser‘ in Konkurrenz mit anderen Mitbewerbern vor Ort,“ erklärte Carsten Jochum. Jeder bereite sich vor, gemeinsam hätten sie sich aber noch nicht abgestimmt, erklärten die Klinik-Chefs auf Nachfrage.
Diakonieklinikum Jung-Stilling, Mariengesellschaft wie das Klinikum Siegen sorgten in letzter Zeit mit hohen Investitionen in ihren Häusern für eine nochmalige Verbesserung der medizinischen Versorgung. Schließlich werde hier ein hoch qualifiziertes Angebot für ein großes Einzugsgebiet im Drei-Länder-Eck vorgehalten.
Aktuell sorgen die Kliniken explodierende Energiekosten, Inflation-Preissprünge, die weitere Corona-Pandemie-Entwicklung und in diesem Zusammenhang auch der Krankenstand ihrer Mitarbeitenden. „Wir erleben einen Personalmangel, obwohl quasi in den letzten zehn Jahren fast 48 Prozent mehr Ärztinnen und Ärzte in den Siegen-Wittgensteiner Kliniken tätig waren. Das Pflegepersonal ist um gut 14 Prozent gewachsen, aber auch die Zahl der stationär versorgten Patienten sind um gut 8 Prozent gestiegen.“
„Angesichts der Personalengpässe müssen wir auch überlegen, ob die seit 2020 eingeführte generalisierte Pflegeausbildung an einigen Stellen nachjustiert werden muss,“ fand Dr. Josef Rosenbauer. „Die jungen Auszubildenden sind zu kurze Zeit in der eigenen Klinik“, unterstützte Ingo Fölsing. Da sei nur schwer ein „Wir-Gefühl“ aufzubauen. Die Vorschläge der Regierungskommission beim Bundesgesundheitsminister für eine deutliche Ausweitung tagesklinischer Behandlungen in Krankenhäusern sieht er als „eine der besten Ideen“ in letzter Zeit an. Darauf könnten sich alle Kliniken in kurzer Zeit einstellen, so die gemeinsame Aussage.
Hans-Jürgen Winkelmann bestätigte, dass auch die NRW-Krankenhausgesellschaft den Weg für eine Reform über zwei Jahre vorbereitend mitbegleitet habe. „Am Ende müssen neben der Qualität gesunde Klinikstrukturen entstehen, damit leistungsfähige und wirtschaftlich stabile Krankenhäuser ihre elementare Aufgabe wahrnehmen können.“
Am Ende konnten die interessierten Gäste ihre Fragen und Anregungen an die Podiumsteilnehmer richten. „Wir hoffen sehr auf eine regionale Einigung,“ so eine Wortmeldung. Bernd Ginsberg (GPA) versprach den weiteren Weg mit im Auge zu behalten: „Das hohe Interesse heute Abend hat verdeutlicht, wie wichtig den Menschen ihre Krankenhäuser vor Ort sind. Und: Wir sind sehr dankbar dafür, was Ärzteschaft und die Pflegenden hier für unser Mitbürgerinnen und Mitbürger leisten.“